Ich finde es immer wieder klasse, wenn etwas abseits der üblichen Abläufe passiert: Normale Restaurants kennt jeder, aber ein Pop-Up-Restaurant im beschaulichen Nürnberg?! In der Stadt, in der die Foodtruck-Bewegung in Deutschland ihren Siegeszug antrat, nun eine weitere kulinarische Neuerung, die mir gefällt.
Drei Abende pro Woche gibt es typisch koreanische Küche im Nürnberger Stadtpark, aber nur von Oktober bis Dezember 2016. Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend verwandelt sich das Café im PARKS innerhalb kürzester Zeit in das Pop-Up Restaurant SSAM SSAM. Das sympathische Energiebündel Laurie, eine Amerikanerin mit koreanischen Wurzeln, die der Liebe wegen nach Deutschland kam, kocht hier mit frischen, hochwertigen und vielen regionalen und saisonalen Zutaten typisch koreanisches Familienessen.
Ende September gab's, als Test quasi, ein Pressedinner. Als die Einladung dafür kam, habe ich zugesagt. Ich esse gerne koreanisch, früher vor allem in China und diesen April ja endlich auch mal vor Ort in Korea. So war ich gespannt darauf, wie koreanisch das Essen in meiner fränkischen Heimat schmeckt.
Wir wurden freundlich empfangen und bekamen gleich einen Drink gereicht. Dieser Aperitif hat mir super geschmeckt: Sojugo heißt er, "Soju trifft Hugo" stand auf der pfiffig gestalteten Speisekarte, die auf dem oberen Foto links etwas verschwommen zu erkennen ist. Zum Fotografieren war's leider etwas zu dunkel, ich bitte daher um Entschuldigung für die Qualität der Fotos, die aber zumindest einen Überblick verschaffen. Der typisch koreanische Soju (davon hatte ich im April auch eine Flasche mitgebracht, man kann ihn aber auch hierzulande in Asienläden kaufen) ist die Basis für den asiatischen Cousin von Hugo. Spritzig, aromatisch, süffig!
Langsam wurde es dann Zeit, die anderen Gäste zu begrüßen und am großen, langen Tisch Platz zu nehmen. Als kleinen Gruß aus der Küche wurden Ban Chan & Bap serviert, vegane bunt gemischte Beilagen, die zu Reis (bap) gegessen werden. Normalerweise kommt das in Korea auch zwischendurch auf den Tisch oder bleiben stehen, nicht nur vorneweg, man nimmt sich zwischendurch davon, wann immer man mag. Man kann die leichten gemüsigen Gerichte oben auf dem Foto rechts neben dem Sojugo erkennen: Für mich neu waren die grünen Bratpaprika, die mit Sesamöl abgeschmeckt waren, superlecker. Ganz typisch fand ich auch die Gurken links unten im oberen Foto, die mit Knoblauch und Chili so typisch koreanisch schmeckten und die ich so gerne mag.
Eine Rindfleischsuppe mit Daikon-Rettich wurde als nächstes serviert, sie heißt auf koreanisch Mu Kook. Und dann kamen die Ssams, die namengebenden kleinen Hapse. Ssams sind Salat-Wraps, die man selber am Tisch mit den dargebotenen Zutaten herstellt. Laurie (links im Bild, alle Fotos werden größer, wenn man drauf klickt!) hat uns gezeigt, wie's geht:
Man nimmt ein Salatblatt auf die Hand, gibt etwas Reis und etwas von einer Füllung drauf und kann noch ein wenig der scharfen Sauce dazu geben. Dann rollte man den Salat ein und schiebt das Ssam in den Mund. Ganz einfach! Und sooo lecker! :-)
Drei verschiedenen Füllungen standen zur Auswahl: Mildes Schweinefleisch (rechts), scharfes Schweinefleisch (links) und genial gewürzter veganer Tofu (Mitte). Der Tofu war so, wie ich ihn aus Asien kenne, super von der Konsistenz, leicht scharf und angebraten, außen krustig-knusprig, innen weich. Ich esse ihn oft so und war glücklich, dass einige Gäste, die Tofu bisher nur mit geschmacklosem Styropor in Verbindung brachten, an diesem Abend davon überzeugt wurden, dass Tofu richtig lecker sein kann!
So wurde gelacht, gefüllt, gekleckert und Laurie gelauscht, die viel über Koreaner in den USA, über Korea und über die koreanische Famlienküche erzählt hat. Bei Frauen gibt's wohl so eine Art Wettbewerb, welcher Ehemann die größten Ssams in den Mund bekommt. Hintergrund für diese Tradition könnte aber auch sein, dass die Frauen ihre Männer mit diesem Trick am Sprechen hindern und selber mehr zum Reden kommen... ;-)
Laut Wikipedia wird Ssam (쌈) übrigens langsam auch außerhalb Korea bekannt; man bekommt die koreanischen Wraps in Restaurants in New York City und Tokio - und, was Wikipedia noch nicht weiß, auch in Nürnberg. :-)
Eigentlich waren wir schon fast satt, aber es ging natürlich noch weiter: Das Wort Japchae dürfte dem einen oder anderen bekannt sein, es handelt sich dabei um Glasnudeln mit gemischtem Gemüse und süßer Sojasauce. Interessant ist, dass die Nudeln nicht aus Reis- sondern aus Kartoffelmehl hergestellt werden. Auch das war vegan und lecker.
Laurie hat in vielen Bereichen darüber nachgedacht, was deutsche Gäste wohl fremd oder vertraut finden und wie die Gerichte ankommen; die Kartoffeln als Basis für die Nudeln sind eher vertraut. Wir waren aber unisono der Meinung, ruhig so nah wie möglich an den koreanischen Originalrezepten zu bleiben; wer hier her kommt, möchte ja nicht fränkisch mit einem Hauch Korea, sondern typische koreanische Rezepte kennen lernen, auch wenn diese mal etwas scharf oder knoblauchlastig sind.
Lustig fand ich die Idee, als nächsten Gang eine koreanische Lunchbox zu servieren: Dosirak heißt sie, gebratener Reis, Kimchi und ein Bio-Spiegelei waren in der kleinen Box. A propos bio: Im Ssam Ssam wird auf bio und regional geachtet: Laurie verwendet hochwertige Zutaten, die einfach für den typischen Geschmack notwendig sind. Das gefällt mir gut.
Wie man hier sieht, gab es übrigens Holzstäbchen, keine typisch koreanischen aus Metall, mit denen sich ungeübte Europäer etwas schwerer tun. Wer mag, bekommt auch normales Besteck.
Die Lunchbox ist übrigens typisch für Korea: Man bereitet das Mittagessen zuhause zu, packt es in die Dose und im Winterhalbjahr legt man diese dann auf eine Heizung in Schule, Büro oder Fabrik. So bleibt das Essen ein wenig warm. Das ist nicht so aufwändig wie die japanischen Bento-Boxen, sondern pragmatisch, relativ schnell zu machen und trotzdem lecker und gesund. Mit der Füllung ist man flexibel, je nachdem, welches Gemüse man hat oder mag. Hier waren Zucchini und Chinakohl drin. Ich habe meine Box kaum geschafft...
Aber: Dessert geht immer! Es gab Nokcha Eiscreme. Nokcha ist koreanisch für Grüntee, bei uns eher bekannt als Matcha Eis. Dazu gab's ein typisches rote-Bohnen-Topping, Klebreiskügelchen und eine Körnermischung. Rote Bohnen und die Kügelchen, die ganz leicht an Mochi erinnerten, aber etwas zäher waren, werden nicht bei allen Testessern das neue Lieblingsdessert, aber probiert haben alle. Die Eiscreme kam übrigens von Eis im Glück, war also auch hochwertig. Dazu bzw. danach wurde ein traditionell gerösteter Gerstentee serviert. Boricha heißt er und er wird in Korea, Japan und auch China gerne getrunken. Traditionell werden dafür geröstete Gerstenkörner gedämpft, heute kann man Teebeutel kaufen. Das Getränk soll bei der Verdauung helfen und gilt als sehr gesund, also ideal nach einem so tollen Essen!
Langsam war der Abend auch zu Ende. Es war schön, bei diesem Anlass sowohl ein tolles Konzept kennen zu lernen als auch einige Foodblogger zu treffen und mich mit Journalisten austauschen zu können. Ein gelungener Abend! Wenn Ihr mehr darüber lesen und richtig gute Fotos sehen möchtet, schaut bei Tina von lecker & co vorbei. Wir waren gemeinsam dort und ihr Freund Florian hat super professionelle Fotos gemacht, die bei ihr auf dem Blog zu finden sind. Nochmal herzlichen Dank für die Einladung zu diesem schönen Abend an die Agentur Zeitvertreib, an das PARKS Nürnberg und an Laurie, die sonst The Lunchbox im Westen Nürnbergs betreibt.
Wer in Franken koreanisch essen möchte, hat bis Dezember diesen Jahres die Möglichkeit dazu! Ich kann es nur empfehlen, lecker, typisch koreanisch, schönes Ambiente, sympathisch.
Eckdaten SSAM SAMM Pop-up Restaurant: Geöffnet: Oktober bis Dezember 2016 jeweils Donnerstag bis Samstag von 19–22 Uhr im PARKS. Adresse: Berliner Platz 9, Nürnberg, das liegt im Stadtpark, ich fand sofort einen Parkplatz an der Äußeren Bayreuther Straße, alternativ sind die U-Bahnstationen Rennweg, Schoppershof oder Maxfeld in der Nähe, die Bushaltestelle Nürnberger Stadtpark liegt fast vor der Haustür).
Die Plätze sind begrenzt, also lohnt sich eine Reservierung: info@parks-nuernberg.de oder Tel. 0911-80196371. Wer vegan essen möchte, ist hier auch gut aufgehoben, allerdings sollte man dann einige Tage vorher Bescheid geben, da die Marinaden anders hergestellt werden.
Freitag, 14. Oktober 2016
2 Kommentare:
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Liebe Barbara!
AntwortenLöschenSchade, dass wir so weit von Nürnberg entfernt wohnen. Das klingt nach einem kulinarischen Highlight.
Schönes Wochenende
Deine Gerda
Ja, Gerda, das ist es! :-)
LöschenDanke Dir, Euch auch eine schöne Woche!