Ja, bei dem Namen sind mir die Regionen etwas durcheinander geraten... Ich wüsste aber nicht, wie ich diesen Karottensalat sonst betiteln sollte, und eigentlich müsste ich Russisch-Fernost ergänzen. Aber das wurde selbst mir zu lang. Den koreanischen Karottensalat kenne ich noch aus der Zeit, als es die Sowjetunion gab. Dort war er einer der beliebtesten Salate. Heutzutage isst man ihn in den Nachfolgestaaten der UdSSR, und zwar in Restaurants oder auch bei Menschen zuhause.
Ein usbekischer Freund hat mir erklärt, dass koreanische Einwohner ihre Art, Gemüse einzumachen, bereits vor über 100 Jahren mit ins kaiserliche Russland mitgebracht haben, als sie dorthin auswanderten. Sie bekamen in ihrer neuen Heimat keinen Chinakohl, aber Karotten, also haben sie damit improvisiert. Karotten-Kimchi, aber anders. Der Salat wurde auch auf Märkten verkauft und auf diese Weise populär.
Morkovcha oder Morkowtscha auf deutsch transkribiert, russisch морковь по-корейски, ukrainisch Морква по-корейськи oder, als ich den Koranischen Karottensalat letzten Sommer mit dem Freund in Taschkent gegessen habe, koreyscha sabzili salat - auf usbekisch. In Usbekistan gibt's den Salat nämlich besonders oft, was einen Grund hat: So wie die deutsche Minderheit unter Stalin nach Kasachstan deportiert wurde, siedelte man die Korjo-Saram, die Koreaner der Sowjetunion, nach Zentralasien um, vor allem nach Usbekistan. Stalin war auch hierfür verantwortlich, es ging um die Russifizierung des Staates und um Angst vor Japan. Korea war damals japanisch besetzt und man hatte Angst vor Spionen. Wenn man Menschen, die das Meer und Reis kennen, ins trockene Zentralasien umsiedelt, ist das eine Herausforderung: Zigtausende verhungerten. Ich finde das Thema tragisch und spannend und könnte noch weiter darüber erzählen, aber das ist ein Foodblog und kein Geschichts-Referat. ;-)
Warum ich dazu komme, den Salat jetzt endlich zu posten, hat einen einfachen Grund! Die Kulinarische Weltreise, die von Volker organisiert und von Britta unterstützt wird, verweilt diesen Monat in der Ukraine. Seit einem Jahr habe ich ein pdf des Buchs Anushka. Die junge osteuropäische Küche: vegetarisch & kreativ von Ana Romas auf dem virtuellen Tisch liegen, das mir der Christian Verlag zur Verfügung gestellt hat. Darin habe ich ein Rezept für die ukrainische Variante der koreanischen Karotten gefunden, das mir gut gefällt und das ich nachgekocht habe.
Kochen bringt es auf den Punkt, es ist nämlich kein Salat, der kalt angerührt wird. Zwischendurch wird gekocht, und zwar Öl, das mit Zwiebeln aromatisiert wurde. Dieses Öl wird über Knoblauch, Koriander und Chili gegossen; ähnlich wie man das von asiatischen Gewürzölen kennt.