Nachdem ich ja letzte Woche kurz ein paar Fotos als
asiatische Spielwiesen deklariert hatte, geht's heute weiter mit einem etwas touristischerem Programm. Am Samstag hatte ich nämlich Zeit für einen Stadtbummel und habe einen Kollegen, der das erste Mal hier ist, geschnappt und mit auf Erkundungstour geschleppt.
Leider war der Himmel nicht ganz so strahlend blau wie unter der Woche, aber sonst wär's auch zu perfekt gewesen. ;-)
Das Foto hier ist vom Bund aus nach Pudong rüber fotografiert - ein ziemlich bekanntes Motiv.
Aber nun der Reihe nach. Wir sind los mit dem Taxi zum
Shanghai World Financial Center, dem mit 492 Metern und 101 Etagen derzeit vierthöchsten Gebäude der Welt. Auf dem Foto erkennt man es relativ weit rechts an der Flaschenöffnerform. Es hat die mit 474 m höchste Aussichtsplattform der Welt und natürlich wollte ich da hoch. Der Spaß kostet 150 Yuan (derzeit gut 18 EUR) und lohnt sich wirklich.
Wie am
Burj Khalifa, wo ich letzten Dezember immerhin auf 452 m war, gibt es zu Beginn einleitende Multimedia-Informationen über den Bau, daneben welche über die Entwicklung von Wolkenkratzern an sich, von Pudong, usw. und dann eine schnelle aber angenehme Fahrt mit dem Aufzug hoch zum Observatory.
Man kommt in der 94. Etage an und fährt dann mit einer Rolltreppe auf die 97. (quasi unten an der Flaschenöffner-Öffnung), dann mit einem Aufzug weiter auf den 100. Stock. Von dort hat man wirklich einen atemberaubenden Rundblick und Ausblick.
Direkt daneben ist der
Jinmao Tower, hier links unten zu sehen, der mir persönlich sehr gut gefällt. Er hat etwas von einer chinesischen Pagode, soll ebenso an chinesischen Bambus erinnern und beherbergt u.a. eine futuristische Bar namens Cloud 9. Weiter hinten auf dem Foto sieht man den bekannten Oriental Pearl Tower und dahinter den Huangpu, der durch Shanghai fließt.
Es gibt teilweise auch Glasboden, durch den man schräg nach unten schauen kann.
Ach ja, die Toilette kann ich noch empfehlen. Mal abgesehen davon, dass die Klobrille beheizt ist, hat man doch selten so einen schönen Ausblick von ganz oben, oder?! ;-)
Daneben gibt's natürlich noch Merchandising-Zeugs, man kann sich ein Zertifikat ausstellen lassen, etwas essen und trinken, usw.
Abends ist das SWFC bis 23 Uhr (letzter Einlass 22 Uhr) geöffnet und eignet sich damit perfekt, um die dann so richtig bunt beleuchtete Stadt von oben zu genießen.
Wir sind wieder runter, ein paar Straßen weiter, kurz in ein nobles Shopping Center mit allen teuren Marken, die man sich so vorstellen kann, haben die Baustellen und Gebäude auf dem Weg bewundert und sind dann in Richtung Fluss. Dort musste ich mir natürlich meine geliebten roten kleinen säuerlichen Früchte mit Zuckerguss kaufen...
Die gibt's fast überall in China und sie schmecken total lecker. Irgendwie habe ich noch nicht rausgekriegt, wie die Früchte auf Deutsch heißen. Sie haben etwas apfelähnliches und große Kerne.
Von hier hat man einen schönen Blick auf die historischen Kolonialbauten an der berühmtesten Uferpromenade Chinas.
Der Bund wurde vor 400 Jahren von den Niederländern als Schutzwall gegen die Fluten des Huangpu errichtet, als Kaimauer quasi.
Von Pudong kommt man mit dem Schiff oder durch eine Unterführung auf die Puxi-Seite (dong heißt Osten, xi Westen und Pu ist die Abkürzung für den Flussnamen Huangpu).
Der sog. Bund Sightseeing Tunnel lohnt sich, für 50 Yuan fährt man mit kleinen Wägelchen durch einen Tunnel und genießt Informationen über die Reise ins Erdinnere, psychedelische Musik und eine richtige Show mit Animation, Vorhängen, Farben, Lichtern.
Man kommt dann vor dem bekannten Peace Hotel hoch und kann gemütlich am Bund entlang promenieren, mit dem bekannten Blick vom obersten Foto nach Pudong rüber.
Auf der Puxi-Seite sind Kolonialgebäude und auf dem Bund selbst massenweise Touristen, vor allem chinesische, die auch Spaß daran haben, sich mal mit Langnasen zusammen fotografieren zu lassen.
Die weiteren Sehenswürdigkeiten sind gut ausgeschildert und wir hielten uns in Richtung des bekannten Yu-Gartens, eine Ecke Shanghais, die für Teehäuser und wieder aufgebaute chinesische Gebäude der Ming- und Qing-Dynastie drum herum bekannt ist.
Die nach alt getrimmten Gebäude sind eine Art Shopping Center, in dem man alles mögliche bekommt und z.B. Mitbringsel (Tee, Kalligrafie-Sets, Kunsthandwerk, Gemälde, Seidenschals, Kleidung, Süßigkeiten, usw.) kaufen kann.
Außerdem gibt es dort Teehäuser, sehr viele Restaurants und Fast Food, westlich und chinesisch.
Auf einem Platz waren Stände aufgebaut, die verschiedene frisch zubereitete Imbisse aus verschiedenen Regionen Chinas feilboten. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen und habe einiges gekauft und verspeist. Frisch zubereitet, ein Genuss!
Man sieht auch auf den ersten Blick, dass die Brühe auf dem zweiten Foto recht gehaltvoll ist. ;-)
Wenn Ihr die Fotos größer sehen wollt, drauf klicken!
Für den Yu-Garten war es schon zu spät, aber wir sind noch kurz in einen Tempel, was ja auch immer interessant ist.
Wenn ich mich nicht irre, ist es ein daoistischer Tempel, und zwar der des Stadtgottes, der die Stadt und deren Bürger beschützen soll. Während der Kulturrevolution zerstört, jahrelang gemieden, ist er jetzt wieder ein Treffpunkt vieler Chinesen, die Räucherstäbchen anzünden und sich vor dem Gott des Reichtums oder des Wissens verbeugen und beten. Schaden kann's ja nicht.
Danach freuten sich die Beine auf etwas Ruhe und wir waren froh, dass wir zufällig in einem der Teehäuser eine Dachterrasse mit sensationeller Aussicht fanden.
Eine chinesische Teezeremonie (30 Yuan) war genau das richtige zum Ausspannen und gegen den Durst.
Hier ist man auf Ausländer eingestellt: Eine junge Dame informierte auf Englisch über die verschiedenen chinesischen Teesorten, die sie frisch für uns aufgoß und die man natürlich auch alle probieren konnte. Interessant immer die Jasmintees mit Blüten, die sich farbenfroh öffnen (in den Weingläsern), Oolong-Tee aus Tonkännchen, schwarze und grüne Tees. Klasse. Wer mag, kann danach gleich Tee einkaufen.
Ist dieser Ausblick von meinem Tisch aus nicht ein Traum???
So langsam ging der Tag zu Ende. - Modernes Pudong, Kolonialgebäude und Bund, authentisches chinesisches Streetfood, Tempel, Altstadt mit Tee: Shanghai an einem Tag.
Das war so ziemlich die perfekte Tour. Es gibt natürlich auch noch vieles anderes zu sehen, aber ich bin ja öfter hier.