Mittwoch, 10. April 2024

Ukrainisch-osteuropäisch-zentralasiatischer Karottensalat koreanische Art

Ja, bei dem Namen sind mir die Regionen etwas durcheinander geraten... Ich wüsste aber nicht, wie ich diesen Karottensalat sonst betiteln sollte, und eigentlich müsste ich Russisch-Fernost ergänzen. Aber das wurde selbst mir zu lang. Den koreanischen Karottensalat kenne ich noch aus der Zeit, als es die Sowjetunion gab. Dort war er einer der beliebtesten Salate. Heutzutage isst man ihn in den Nachfolgestaaten der UdSSR, und zwar in Restaurants oder auch bei Menschen zuhause. 

Ein usbekischer Freund hat mir erklärt, dass koreanische Einwohner ihre Art, Gemüse einzumachen, bereits vor über 100 Jahren mit ins kaiserliche Russland mitgebracht haben, als sie dorthin auswanderten. Sie bekamen in ihrer neuen Heimat keinen Chinakohl, aber Karotten, also haben sie damit improvisiert. Karotten-Kimchi, aber anders. Der Salat wurde auch auf Märkten verkauft und auf diese Weise populär. 

Ukrainischer Karottensalat koreanische Art
Morkovcha oder Morkowtscha auf deutsch transkribiert, russisch морковь по-корейски, ukrainisch Морква по-корейськи oder, als ich den Koranischen Karottensalat letzten Sommer mit dem Freund in Taschkent gegessen habe, koreyscha sabzili salat - auf usbekisch. In Usbekistan gibt's den Salat nämlich besonders oft, was einen Grund hat: So wie die deutsche Minderheit unter Stalin nach Kasachstan deportiert wurde, siedelte man die Korjo-Saram, die Koreaner der Sowjetunion, nach Zentralasien um, vor allem nach Usbekistan. Stalin war auch hierfür verantwortlich, es ging um die Russifizierung des Staates und um Angst vor Japan. Korea war damals japanisch besetzt und man hatte Angst vor Spionen. Wenn man Menschen, die das Meer und Reis kennen, ins trockene Zentralasien umsiedelt, ist das eine Herausforderung: Zigtausende verhungerten. Ich finde das Thema tragisch und spannend und könnte noch weiter darüber erzählen, aber das ist ein Foodblog und kein Geschichts-Referat. ;-)

Warum ich dazu komme, den Salat jetzt endlich zu posten, hat einen einfachen Grund! Die Kulinarische Weltreise, die von Volker organisiert und von Britta unterstützt wird, verweilt diesen Monat in der Ukraine. Seit einem Jahr habe ich ein pdf des Buchs Anushka. Die junge osteuropäische Küche: vegetarisch & kreativ von Ana Romas auf dem virtuellen Tisch liegen, das mir der Christian Verlag zur Verfügung gestellt hat. Darin habe ich ein Rezept für die ukrainische Variante der koreanischen Karotten gefunden, das mir gut gefällt und das ich nachgekocht habe.

Zubereitung Ukrainischer Karottensalat koreanische Art
Kochen bringt es auf den Punkt, es ist nämlich kein Salat, der kalt angerührt wird. Zwischendurch wird gekocht, und zwar Öl, das mit Zwiebeln aromatisiert wurde. Dieses Öl wird über Knoblauch, Koriander und Chili gegossen; ähnlich wie man das von asiatischen Gewürzölen kennt.

Die Karotten werden erst über Nacht mit Essig eingelegt, danach mit den weiteren Zutaten vermischt und nochmal über Nacht ziehen lassen. Der zeitliche Aufwand lohnt sich, das Ergebnis schmeckt sensationell! 

==========REZKONV-Rezept - RezkonvSuite v1.4
Titel: Ukrainischer Karottensalat koreanische Art
Kategorien: Salat, Kalt, Ukraine, Karotte
Menge: 1 Rezept für 2-3 Personen

Zutaten

350Gramm Karotten
1-1 1/2Essl. Schwarzer chinesischer Reisessig
1-4  Knoblauchzehen; je nach Geschmack
1/2  Zwiebel
1Teel. Salz
1Teel. Zucker
1/3Teel. Rosa oder schwarzer Pfeffer; frisch gemahlen
35ml Sonnenblumenöl
1Teel. Teel. Koriandersamen
1/2Teel. Chiliflocken
2-3Teel. Helle Sojasauce
1Handvoll Frischer Koriander

Quelle

 nach Ana Romas: Anushka. Die junge osteuropäische Küche:
 vegetarisch & kreativ. Christian Verlag 2023,
 etwas abgewandelt
 Erfasst *RK* 15.03.2023 von
 Barbara Furthmüller

Zubereitung

Achtung: Braucht zwischendurch Zeit zum Durchziehen, idealerweise 2 Nächte.

Die Karotten schrubben oder schälen und in feine Streifen schneiden oder raspeln. Auch eine Mandoline oder ein Spiralschneider eignen sich. Die Karotten portionsweise zusammendrücken, um den Saft herauszuquetschen. Den Saft anderweitig verwenden (z.B. trinken). Die ausgedrückten Karottenraspeln in eine Schüssel geben, die einen gut abschließenden Deckel besitzt. Essig zufügen und gut verrühren. Die Schüssel abdecken und über Nacht ziehen lassen.

Salz, Zucker und Pfeffer zu den Karotten in die Schüssel geben und gründlich durchmischen.

Zwiebel schälen und in dünne halbe Ringe schneiden. Das Öl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebelringe darin bei mittlerer Hitze glasig anschwitzen. Sobald das Öl mit dem Zwiebelaroma durchgezogen ist, die Zwiebelringe mit einem Abseihlöffel o.ä. aus dem Öl entfernen. Die Zwiebelringe kann man anderweitig als Brotbelag oder Topping verwenden; für den Salat werden sie nicht verwendet.

Knoblauch schälen und fein hacken oder pressen. Koriander mörsern. Beides zusammen mit den Chiliflocken oben mittig auf den Salat geben. Nicht umrühren!

Nun das Öl auf hoher Hitze erwärmen, bis es fast anfängt zu rauchen. Das kochende Öl auf den Salat, möglichst auf das Knoblauch- und Koriander-Chili-Häufchen gießen. Vorsicht, das kann spritzen.

Den Salat sofort umrühren und mit Sojasauce abschmecken. Die Schüssel luftdicht verschließen und abkühlen lassen. Der Karottensalat kann serviert werden, sobald er abgekühlt ist. Besser schmeckt er, wenn er nochmal eine Nacht durchziehen kann.

Vor dem Servieren mit frisch gehacktem Koriandergrün garnieren.

=====

Das Originalrezept aus der Ukraine verwendet ein ganzes Kilo Karotten; dann hat man eine große Portion. Da der Salat sich relativ lange hält, kann man das machen. 

Und beim Schreiben fällt mir ein, dass ich ein Foto des Karottensalats auf meinem Reiseblog habe: Auf einem Markt in Georgien hat eine sympathische Marktfrau damit posiert. :-)

Aber zurück in die Ukraine: Hier die Liste zu den Rezepten unserer virtuellen kulinarischen Weltreise in die Ukraine.

Blogger Aktion "Die kulinarische Weltreise" von @volkermampft hält in der Schweiz - die besten Rezepte und Gerichte




15 Kommentare:

  1. Danke für deinen geschichtsträchtigen Salat und das Geschichte "Referat", ich lese derartiges immer gerne! Interessant ist auch wieder einmal, was wir (im Westen) nicht wissen...
    lg

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    1. Hallo Friederike,
      danke fürs Durchlesen. Ich versuche immer, relativ knapp zu bleiben, aber trotzdem das Interesse zu wecken. Da steckt oft einiges an Recherche drin, weil ich mir manchmal nicht sicher bin, ob ich das richtig in Erinnerung behalten habe. Wir sind mit unserer Schulbildung und den Medien doch oft auf Europa und USA zentriert. Mir fällt das oft auf, wenn ich etwas zu China schreibe oder erzähle, dass ich oft sehr ausholen muss.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  2. Sahr interessant, danke!
    Ich kenne einen ähnlichen Salat von einer Bekannten aus Kasachstan, die ihn von der koreanischstämmigen Freundin ihrer Mutter hat. Sie meint, da wird dann oft noch rohes Schweinefleisch mit eingearbeitet, auf das dann das siedende Öl gekippt wird - was ich etwas strange fand.

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    1. Hallo Petra,
      ah, interessant! Das mit dem rohen Schweinefleisch finde ich spannend. Das habe ich noch nie gehört.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  3. Liebe Barbara, ja, es immer wieder interessant, wie sich Gerichte in Regionen. verbreiten und leicht abwandeln. Dein Karottensalat bringt hier eine Geschichte mit - meine Güte. Ich werde ihn sicher mal nachmachen. Du sagst, der Salat schmeckt sensationell. Das muss ich natürlich probieren.

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    1. Hallo Regina,
      der Salat schmeckt echt sensationell, mal ganz was anderes. Ich hoffe, Euch schmeckt er auch!
      Liebe Grüße
      Barbara

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  4. Hallo Barbara,
    sagenhaft, was für geschichtliche Hintergründe sich hinter solch einem Salatrezept verbergen. Hab vielen Dank für diese Erklärungen. Klasse find ich auch, dass man den Möhrensalat so schön vorbereiten kann.
    Liebe Grüße
    Sigrid

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    1. Hallo Sigrid,
      als Wissenschaftlerin forsche ich natürlich gerne nach und höre vor Ort gerne zu, da kommen so spannenden Geschichten raus. Aber das Rezept pur ist auch klasse.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  5. Liebe Barbara, das ist alles sehr interessant. Dieser koreanische Karottensalat steht auch in Olia Hercules' Buch. Die Hintergründe sind sehr interessant.
    Liebe Grüße Britta

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    1. Hallo Britta,
      ja, genau, bei Olia Hercules ist er mir auch schon aufgefallen; ihr Rezept hat mich aber weniger angesprochen. Mehr Pfiff versprach dieses hier. Beide typisch ukrainisch.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  6. Ein spannender geschichtlicher Hintergrund. Vielen Dank für die Infos und das tolle Rezept.

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  7. Ich lerne dazu, ich kenne diesen Salat auch, ich habe russlanddeutschen Hintergrund und er wurde oft und viel bei uns serviert. Dass da Korea eine Rolle spielt, war mir gar nicht klar, danke für das Rezept!

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    1. Hallo Jenny,
      wie spannend! Wahrscheinlich ist der Salat bei vielen so in der Alltagsküche drin, dass man die Herkunft gar nicht mehr weiß.
      Liebe Grüße
      Barbara

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  8. Das ist ein sehr interessanter Hintergrund für diesen Salat, den ich mir sehr lecker vorstelle.
    Liebe Grüße
    Michael

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