Montag, 18. Februar 2013

Italienisch-Wiener-Küche in Berlin

Zurzeit überschlagen sich Presseagenturen und Hersteller wieder mit Mails an Foodblogger. Die meisten lese ich gar nicht, weil einfach zu viel reinkommt und ich eigentlich ganz in Ruhe vor mich hinkochen, -backen und darüber bloggen will und fertig.

Manchmal frage ich mich auch, was die Anfragen mit mir und meinem Blog zu tun haben. Massenmails von Praktikanten sind meist als solche erkennbar, und mein Blog qualifiziert mich nicht zur Testerin manch konventioneller Massenware von Industriekonzernen oder gar zu Berichten über Treppenlifte, denke ich.

Da ich kürzlich sowieso beruflich nach Berlin musste, habe ich nach kurzer Überlegung jedoch eine professionell-sympathisch formulierte Einladung zu einem italienischen Abend angenommen.

Sarah Wiener im Interview
"Exklusiver Abend mit traditionsreichen Produkten der italienischen Esskultur" nannte sich das, "neu interpretiert durch die Starköchin Sarah Wiener" und es galt als Branchen-Event anlässlich der Messe Fruit Logistica, die zeitgleich in Berlin stattfand.

Hintergrund für die Aktion ist die Förderung italienischer Obst- und Gemüseprodukte in Deutschland.

Ob die es wirklich nötig hat, habe ich mich kurz gefragt... Die meisten meiner Bekannten (und ich sowieso) mögen italienisches Essen und italienische Produkte. Italien ist der drittgrößte Obst- und Gemüselieferant Deutschlands, nach Spanien und den Niederlanden (und ich schätze mal, China holt hier auf). Das Importvolumen beträgt 5,5 Milliarden Euro und Deutschland ist damit an erster Stelle der Exporte italienischer Agrarprodukte. Noch mehr wird im Land selbst konsumiert.

Italienische ProdukteNeben den bekannten Produkten wie Wein, Tomaten, Olivenöl, Parmesan, Gorgonzola, Campari, Parmaschinken, Salami, usw. kaufe ich auch sehr gerne Obst und Gemüse, das man oft in sehr guter Qualität bekommt. Das Foto stammt aus der Empfangshalle: Da war solch eine Menge an Spezialitäten aufgebaut, dass man sofort Appetit bekam!

Veranstaltet wurde das Event von der Italienischen Handelskammer für Deutschland e.V. (ITKAM, zugehöriges Blog) und dem Verband der Italienischen Landwirtschaft  namens Confagricoltura.

Peggy, die ich von diesem Event kenne, hat mich in meinem Hotel abgeholt, sogar noch ein Produkt ihrer Küche vorbeigebracht (danke!), und wir sind gemeinsam durch die Kälte zur italienischen Botschaft marschiert. Wir kamen auch gut durch die Gesichtskontrolle, ohne einen Personalausweis vorzeigen zu müssen. Mein Namensschild hatten sie vergessen zu bedrucken, aber es ging problemlos, von Hand ein neues auszuschreiben.  

Rede des italienischen Botschafters Elio MenzioneDer Botschafter Elio Menzione als Schirmherr der Veranstaltung hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, einleitende Worte zu sprechen und die Gäste aus nah und fern zu begrüßen.

Danach folgten Beiträge der Präsidenten von Confagricoltura und der ITKAM, Mario Guidi und Emanuele Gatti. Alles auf italienisch, das wurde dann übersetzt.

Auch Sarah Wiener hört interessiert zu.Allgemein war es schwer zu verstehen, weil viele Gespräche zwischen Leuten, die sich hier trafen und viel zu erzählen hatten, stattfanden. Auch wir trafen eine Bekannte, die ich bisher nur virtuell kannte: Katharina von Valentinas Kochbuch stoß zu uns.

Wir drei Bloggerinnen wurden als Journalisten eingeladen, daneben waren Großhändler und Vertreter von Unternehmen beider Länder dabei, insgesamt mehr als 300 Gäste. Entsprechend voll war es. Ich wurde an dem Abend übrigens häufiger auf italienisch als auf deutsch angesprochen. :-)

Festsaal der italienischen Botschaft in Berlin
Wunderschön ist der Festsaal der Botschaft, die übrigens eine wechselvolle Geschichte durchlebte, seit sie in den 1930ern im Stil eines italienischen Renaissance-Palazzos erbaut wurde. Albert Speer hatte am Tiergartenrand ein neues Diplomatenviertel geplant, in dem die damals mit Deutschland politisch befreundeten Länder große Botschaftspaläste verwirklichen durften. Die japanische Botschaft ist direkt nebenan. 1942 wurde das Gebäude von Bomben getroffen. Nach der Wiedervereinigung aufwändig restauriert, ist es heute wirklich beeindruckend.

Nach den Ansprachen ging es dann los mit der Aktion in der Showküche. Sarah Wiener holte sich auf eine sympathisch-souveräne Art die beiden Herren Präsidenten zum Schnibbeln und an den Herd!

Hier wird gekocht!Für dieses Event hatten Sarah Wiener und ihre Helfer spezielle Gerichte aus italienischen Spitzenprodukten kreiert. Ziel der Aktion war es, zu zeigen, dass italienische Zutaten sich hervorragend mit deutscher und internationaler Küche kombinieren lassen.

Vor den Augen der Zuschauer wurde Fenchel auf ihre Art zubereitet, nicht wirklich italienisch, wie sie meinte, aber schön tomatig und lecker, wie ich mich überzeugt habe.

Dazu konnte man sich (nach kurzem Anstehen oder drängeln) luftgetrockneten Schinken aus Norcia und Salami sowie frisches Brot besorgen.

Salami und Schinken, vorne Brot
Da die ein bis zwei Pfannen vom Show-Kochen keine 300 Leute satt machen, gab es parallel dazu ein Flying Buffet.

Hier ein Blick auf die Vorspeisen (es war dunkel, nicht alle Fotos sind scharf - und wie immer: Draufklicken, dann wird's größer!):

Antipasti

Ganz links auf den kleinen Tellern zu erkennen eine Mangoldroulade mit Gorgonzola und konfierter Tomate, schmeckte mir sehr gut. Das orangefarbene ist der Fenchel à la Sarah von der Showküchen-Pfanne. In der Mitte Winterliche Blattsalate mit Grana Padano und gebratenen Champignons, rechts Stengelkohlsalat mit geröstetem Holzofenbrot, daneben ein Teller mit Salami und Schinken.

Berlin - Sarah Wiener Showküche beim Event in der italienischen Botschaft
Am Anfang war es schwierig, etwas zu essen zu organisieren, da die Servierkräfte gar nicht so schnell in den Festsaal kamen wie ihre Servierbretter von hungrigen Gästen leergeräumt waren. Im Laufe der Zeit wurde es besser, so dass gegen Ende des Abends dann doch noch alle satt wurden.

Hier ein Blick auf Tellerchen mit den diversen Hauptspeisen:

Primi Piatti

Schwarzer Reis mit Safransauce und Provolone, daneben Penne mit Artischockengemüse und Pachino-Tomaten, letztere stammen aus dem sonnenverwöhnten Sizilien. Beides so, dass ich öfter davon essen könnte.

Richtig super und eine positive Überraschung war der Dinkelrisotto mit geschmortem Endiviensalat, darüber rote Zwiebeln, rechts im Bild. Nicht so fein, derber und bäuerlicher, aber eine sehr gute Kombination.

Leider bekamen wir die Rezepte nicht, so dass es nicht ganz so einfach wird, die Gerichte daheim nachzukochen.

Desserts
Für das Dessert habe ich ja meist noch Platz und so schaffte ich es doch glatt, nicht nur die Terrine von frischen Früchten der Saison (gibt's in Italien jetzt schon Erdbeeren?) mit Milchreis, sondern auch das winterlichere Sorbet von Kiwi mit Pflaume und Panettone-Auflauf (fast) zu verdrücken.

Die Zeit verging, gegen 23 Uhr leerte sich der Saal und wir sind auch langsam aufgebrochen. Ein Abend mit interessanten Informationen, gutem Essen und anregenden Gesprächen neigte sich dem Ende.

Fazit: Also, falls die italienischen Obst- und Gemüseproduzenten es doch nötig haben, für ihre Produkte Werbung zu machen, dann ist ihnen das allein schon durch den Abend und durch den guten Geschmack ihrer Produkte sehr gut gelungen.

Parmesan Der Präsident der ITKAM meinte: "Wir sind davon überzeugt, dass Initiativen wie diese zur Verankerung italienischer Qualitätsprodukte, auch wenig bekannter Spezialitäten, in den deutschen Ernährungsgewohnheiten beitragen." Und der Botschafter betonte in seiner Rede das Potential der italienischen Agrarwirtschaft, deren Wert sowohl in der Qualität als auch in der Nachhaltigkeit der Produktionsverfahren liege.

Weil ich für Transparenz bin und für Euch zur Info: Die Einladung beinhaltete das Essen samt gutem Wein, keine Fahrtkosten oder Übernachtung.

8 Kommentare:

  1. Danke Dir für den informativen Bericht. So war ich auch ein bißchen dabei, obwohl ich der Einladung nicht Folge leisten konnte :-)

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  2. @ bushcook: Deshalb gebe ich mir auch immer recht viel Mühe beim Berichten - so kann jeder wenigstens virtuell ein wenig dabei sein.

    Wobei es mal wieder recht lange dauerte, bis ich den Bericht mit den vielen Fotos und dem ganzen Text endlich so weit hatte... ;-)

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  3. da bin ich ja fast froh, dass mein blog klein und fein ist! trotzdem würde ich mal wieder gerne ein paar foodblogger sehen!
    danke auf von mir für deinen tollen bericht und die fotos. ich denke, es ist immer wieder interessant solchen events beizuwohnen und sich eine eigene meinung zu bilden oder eben neue produkte auszuprobieren.

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  4. Danke für den schönen Bericht! Wenn man nur in der deutschen Botschaft in Rom mal so einen Abend veranstalten würde, um zu zeigen, dass es in Deutschland mehr als nur "Würstel con crauti" gibt (die gibt's da nämlich immer am 3. Oktober)!
    Saluti
    Ariane

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  5. @ Nysa: Naja, die Mails kann man ja auch ignorieren. ;-)

    Ja, ich fand's sehr interessant. Natürlich war's zum einen nett, mit Peggy und Katharina zu plaudern, auf der anderen Seite interessieren mich solche Events immer - wie sind sie organisiert und choreografiert, wer spricht, wie reagieren die Gäste, wie läuft alles, usw. Spannend. :-)

    @ Ariane: Da musste ich jetzt grinsen - ich erinnere mich da an einen Botschaftsempfang in Peking, bei dem ich mich an Sahne überfressen habe (gab's damals in China nicht), das war dann doch besser als Würstel. Irgendwie haben es die Italiener mit Würstel, Pizza Würstel finde ich immer so heftig...

    Vielleicht solltest Du den entsprechenden Verbänden mal ein Event in der Art vorschlagen? :-)

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  6. Das ist ein wirklich schöner Bericht! Danke fürs Mitnhemen, liebe Barbara.

    Und nun werde ich lauern, ob du dieses Dinkelrisotto mit Endivie mal nachbauen wirst, das klingt nämlich sehr danach, als ob ich das auch gern essen würde.

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  7. Liebe Barbara, das ist ein sehr souveräner Bericht. Ich möchte noch hinzufügen, dass Italien europaweit vielleicht sogar weltweit die schäfsten Lebenmittelgesetze hat. Bei uns dürfen konventionelle Betriebe weitaus weniger Gifte und Düngemittel verwenden als zum Beispiel Spanien. Deshalb kann Italien meistens auch nicht beim Preis mithalten. Solche , die die Gesetzte nicht einhalten gibt es auf der ganzen Welt:( Ja, Erdbeeren gibt es schon aus Sizilien, allerdings wachsen die dann im Gewächshaus, in den sogenannten "serre" und haben noch kein grandioses Aroma. Man muss noch einen Monat warten, dann sind sie manchmal noch besser als die, die man im Sommer bekommt. Ich verkoche das ganze Jahr nur italienisches Gemüse, allerdings das meiste biologisch. Ich sitze praktisch auch an der Quelle. Sarah Wiener habe ich ja kennen gelernt, bei Kerner kocht und ich muss sagen, sie war mir, trotz gegenteiligem Vorurteil, sehr sympatisch. Da sieht man mal wieder wie man sich täuschen kann.

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  8. @ all: Gerade gibt es wieder massig Spam-Kommentare, die durchrutschen. Die habe ich jetzt mal gelöscht...

    @ Turbohausfrau: Es ist schön winterlich - habe eben mal bei Sarah Wiener angefragt, ob ich das Rezept bekomme. ;-)

    @ Magdi: Danke für Deinen Kommentar - aus so berufenem Munde (kompetent, was Italien und Sarah Wiener angeht!) freue ich mich umso mehr, dass Dir der Bericht gefallen hat.

    Danke für die Info zu den Lebensmittelgesetzen. Italien ist ja auch bekannt dafür, dass wenig Pestizide eingesetzt werden (damit hat Spanien ein Problem). Ich mag die Qualität sehr gerne und kaufe auch sehr gerne (wie Du, meist Bio) italienisches Obst und Gemüse. Andere Produkte natürlich auch (schwärm...).

    Ich war zu weit weg von Sarah Wiener, es gab auch keine Zeit für ein Interview oder ein paar Sätze. Aber mir ist sie vom Fernsehen her schon sehr sympathisch und so kam sie hier auch live rüber. Vor allem jemand, der auch anpacken kann. Sie gestikuliert beim Reden fast so viel wie ich. Hat mir gut gefallen.

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