Donnerstag, 9. Juli 2009

Sommerlektüre

Im Hause Genussmousse wird gerne gelesen - daher lobt Reibeisen die Buchempfehlungsrallye #1 aus: Bis zum 10. Juli können befreundete Blogs und die, die es werden wollen, eine kleine Buchempfehlungsliste für diesen Sommer veröffentlichen.

Ich lese sehr gerne, habe nur leider nicht so viel Zeit dazu (jaja, der Blog... ;-)).


Sommerlektüre soll ja etwas leichter sein, finde ich. Romane sind oft Geschmackssache, daher habe ich nur einen ausgewählt, daneben drei mehr oder weniger Fach- oder Sachbücher, die sich richtig gut lesen, und ein lustiges Buch, wenn man gute Laune braucht und mal wieder richtig Tränen lachen möchte.

Die Geständnisse eines Küchenchefs von Anthony Bourdain habe ich im Urlaub gelesen. Das Buch ist richtig gute Urlaubslektüre, die bei empfindlichen Naturen vielleicht das Budget fürs Essen-Gehen reduziert (bei mir nicht). Autobiografisch und unterhaltsam schildert der bekannte amerikanische Koch mit französischen Wurzeln sein Leben in der Gastronomie, begonnen bei dem Schlürfen von Austern als Neunjähriger in Frankreich, das als kulinarisches Erweckungserlebnis sein Leben änderte, bis hin zu Lehr- und Meisterjahren, Auf und Ab, Drogen, Frauengeschichten - alles. Man wird danach das Restaurant, in dem man essen geht, mit anderen Augen sehen. Naja, nicht wirklich - vieles hatte man schon geahnt...

Ein zweites kulinarisch geprägtes Buch hatte ich schon einmal kurz vorgestellt: Alexandre Dumas Aus dem Wörterbuch der Kochkünste ist ein nette kleines Büchlein, das einen Einblick in die französische Küche des 19. Jahrhunderts gibt. Es lässt sich schön darin schmökern, man kann auch immer nur ein paar Seiten lesen und es dann wieder beiseite legen. Informationen über die Herkunft von Speisen und Gewürzen und über kulinarische Gewohnheiten der damaligen Zeit werden durch eine Reihe interessanter Rezepte ergänzt, von denen man viele auch heute noch kennt. Kutteln à la mode de Caen, Sauce Robert oder Suppe der Jäger und Trunkenbolde klingen eigentlich so, wie wenn man sie mal nachkochen sollte...

Und wenn man diesen Vorsatz und viele weitere nicht umsetzt und sich dabei schlecht fühlt, muss man einfach dieses Buch lesen: Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin. Es geht um Prokrastination, Aufschieberitis - Definitionen, Forschungsergebnisse, Erfahrungsberichte, Tipps. Im normalen Leben gelten 20-25% der Gesamtbevölkerung als harte Prokrastinierer. Ist Euch auch schon aufgefallen, dass selbst bei Blog-Events, bei denen es ja um nichts geht, am letzten Tag, teils noch auf den letzten Drücker, viele Beiträge eintrudeln? ;-) Die Autoren Kathrin Passig und Sascha Lobo haben sich mit ihrem Werk das realistische Minimalziel gesetzt, dass man das Buch liest, in seinem Leben nichts ändert, sich damit aber besser fühlt als vorher. Genau. :-) Das Buch ist zudem super geschrieben, fachlich fundiert und wunderbar unterhaltsam zu lesen.

Einen exotischen chinesischen Roman wollte ich Euch ersparen, aber als Sinologin habe ich doch einen Tipp: Töchter des Himmels von Amy Tan ist die interessant geschriebene Geschichte über vier chinesische Frauen, die während des 2. Weltkriegs in die USA geflohen sind, und über ihre vier Töchter, die dort aufgewachsen, aber irgendwie doch von der Geschichte ihrer Mütter geprägt sind. Ergreifend finde ich die vier Biografien der Mütter, die ein treffendes Bild der chinesischen Geschichte der damaligen Zeit zeichnen; teils sehr dramatische Schicksale. Das Buch ist auch verfilmt worden, eigentlich ganz gut. Nur die Stelle, als die jüngere, in Amerika aufgewachsende Tochter ihre zwei in China zurück gelassenen Halbschwestern trifft, finde ich etwas sehr amerikanisch.

Zum Schluss empfehle ich ein Buch, bei dem ich schon im Buchladen Tränen gelacht habe. Wirklich! Übelsetzungen - Sprachpannen aus aller Welt vom Langenscheidt Verlag mit Texten von Titus Arnu, bei denen ich mich echt wegwerfe. Mehrsprachige Speisekarten, Bedienungsanleitungen, Hinweistafeln und Verkehrsschilder aus aller Welt wurden fotografiert und kommentiert. "Ich treume fon Turkei", "Willkommen Fussball-Ventilatoren der Welt", "Makkaroni mit Creme und breitet sich drastisch aus" (mushrooms) oder ein deutsches Restaurant, das für ausländische Gäste das Schweinelendchen als "Pig miserable little" anbietet. In einer Zeit, in der mehr mit Internet-Tools als mit Übersetzern gearbeitet wird, werden uns diese Sprachpannen nicht so schnell ausgehen.

Eine Anmerkung zu den Links und zum Buchkauf an sich: Jeder kann seine Bücher da kaufen, wo er will. Ich rate zu einem schnuckeligen Buchladen, in dem man gut beraten wird und auch mal in den Büchern schmökern kann, bevor man sie kauft. Wer schnell mal etwas spezielles braucht und auf dem Land lebt, wird sicherlich öfter über das Internet bestellen. Dafür gibt es einige Anbieter. Wer gebrauchte Bücher nicht ablehnt, kann bei Online-Versteigerungen Schnäppchen machen.

Ich habe übrigens Jahre dafür gebraucht, aber inzwischen bin ich soweit, dass ich gelesene Bücher weitergeben kann. Der Platz reicht einfach nie und vieles liest man wirklich nur ein Mal.

Diese Bücher hier nehme ich immer wieder gerne in die Hand. Ich hoffe, für den einen oder anderen von Euch ist ein Tipp dabei.

13 Kommentare:

  1. Toll! Freu' mich über die knackigen Reviews zu den Büchern. Dass von Lobo und das mit den Oldschool-Rezepten...die nehm' ich mir vor!

    AntwortenLöschen
  2. stehst Du bei uns als PR Chef auf der Gehaltsliste? Werde sofort einen Bonus auszahlen!!!

    Ich rate allen die dennoch online kaufen müssen/ wollen, lieber bei www.zvab.com ( nur Buchhändler!) oder www.abebooks.de zu kaufen, statt Amazon...

    AntwortenLöschen
  3. Danke, Barbara; das hast du wunderbar geschrieben und mir die Bücher damit richtig 'schmackhaft' gemacht; die werden im Laufe der Zeit sicher mal gelesen werden!

    AntwortenLöschen
  4. Oh ja, ich habe eine Kochlehre absolviert! Und vieles wieder gefunden........ bei Herrn Bourdain :))

    AntwortenLöschen
  5. Da ich selbst zur Prokrastination neige, habe ich das Buch mal auf meine Wunschliste gesetzt ;-) (Ich zögere noch, ob ich das Geld fürs Hardcover ausgeben oder auf die Taschenbuch-Ausgabe warten soll.)
    Im vorletzten Absatz schreibst Du, dass Du inzwischen gelesene Bücher weitergeben kannst. Auch darin finde ich mich wieder. Ich gebe viele über www.bookcrossing.com weiter (gezielt übers Forum, weniger wild ausgesetzt). Schau Dir das doch mal an (auch auf Deutsch: www.bookcrossers.de).

    AntwortenLöschen
  6. sehr feine empfehlungen. vor allem das mit der disziplin scheint in unserem falle lesenwert! *ggg* schön, dass auch Du bei der rallye mitgemacht hast - danke.

    AntwortenLöschen
  7. Die Geständnisse eines Küchenchefs stehen hier auch schon eine Weile auf meiner inneren Liste und werden hoffentlich demnächst auch ihren Weg über den Stapel unter meine Augen finden. Ich bin schon sehr gespannt.

    AntwortenLöschen
  8. @ Caroline: Viel Spaß damit!

    @ Bolli: Hihi, ich schick' Dir gleich meine Kontoverbindung. ;-)
    Danke für die Tipps.

    @ Eva: Freut mich, wenn es Dir gefällt! :-)

    @ Dame vom Grill: Au wei... ;-)

    @ Ute: Stimmt, ganz billig ist es nicht, aber es lohnt sich.
    Danke für die Erinnerung mit bookcrossing, das wollte ich auch schon ewig mal wieder machen. Wusste gar nicht, dass es da ein Forum gibt.

    @ reibeisen: ;-)
    Gerne doch!

    @ SchnickSchnackSchnuck: Ja, war wirklich ganz nett zu lesen.

    AntwortenLöschen
  9. Das Wörterbuch der Kochkünste klingt interessant. Tatsächlich noch nie drin geschmöckert.
    Prokrastination allerdings ist eigentlich nur eine Umschreibung für mittel/nordeuropäische Gepflogenheiten, anderenorts stellt sich diese Merkwürdigkeit gar nicht :D Was abhält im Buch zu lesen ist dieser unsägliche Sascha Lobo, der sich überall als DER Blogexperte präsentiert.

    Das Übelsetzungen ist bestimmt ganz amüsant :-)

    AntwortenLöschen
  10. Wo wir gerade von Prokrastination reden... wann war noch der Abgabetermin für die Buchempfehlungen? Ich Idiotin!
    Du darfst mich ab sofort Schnuppelendchen nennen, hihihi! Das Buch kaufe ich mir, ich habe eben schon so gelacht, dass Norbert fast von der Couch gefallen ist.

    AntwortenLöschen
  11. @ kk: Hihi, das mit der Prokrastination habt Ihr gut beobachtet - weiter südlich nennt man das Lebenskultur.

    @ Jutta: ;-)

    AntwortenLöschen
  12. @ nochmal Jutta: Ich kam mir in der Buchhandlung auch schon komisch vor, weil ich laut und Tränen gelacht hatte (die anderen Leute haben seltsam geguckt, aber das juckt mich ja nicht) - ich denke, Dir geht's genauso.

    AntwortenLöschen
  13. Wer heulend in der S-Bahn sitzt, weil ein Buch so traurig ist (What I loved - Siri Hustvedt), dem ist es auch piepegal, wenn er Tränen vor Lachen, egal wo auch immer (na ja, Kirche und Friedhof ausgenommen) vergießt.

    Lebenskultur? Ich war immer schon kulturell interessiert.

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über Kommentare und einen freundlichen Austausch.

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu finden sich in der Datenschutzerklärung auf dem Blog und in der Datenschutzerklärung von Google.