Irre, wie die Zeit vergeht! Heute ist schon der 1. Advent und viele nutzen die Wochenenden vor Weihnachten, um gemeinsam zu backen. In meiner schwäbischen Heimat heißen die in der Adventszeit gebackenen Plätzchen übrigens Gutsle. Ich kenne auch die Begriffe Loibla oder Brötle; da hat jede Region wohl ihre eigenen Wörter.
Die Tradition, vor Weihnachten Plätzchen zu backen und zu genießen, lebt in vielen Haushalten fort. Woher dieser Brauch der Weihnachtsbäckerei stammt, weiß man heute nicht mehr so genau. Wahrscheinlich wurde bereits in vorchristlicher Zeit um die Wintersonnenwende herum rituell gebacken, um Götter und Geister zu besänftigen. Im Mittelalter stellte man in Klöstern und herrschaftlichen Hofhaltungen, die eher Zugang zu teuren Zutaten wie Zucker oder Gewürzen hatten, weihnachtliche Backwaren her und hat davon wohl auch an Ärmere abgegeben. Vor Weihnachten fastete man traditionell, zwischen dem Heiligen Abend und dem Dreikönigstag durfte genascht werden. In den Städten gab es während der Feiertage Märkte, auf denen man Lebkuchen oder Honigkuchen kaufen konnte. Plätzchen hängte man an den Christbaum und aß sie an Weihnachten.
In der Familie und zuhause gebacken wird erst seit der Biedermeierzeit: Damals kam das - inzwischen zum Glück überholte! - Rollenbild der bürgerlichen Hausfrau auf, die ihren Lebenssinn in Kindern, Küche und Kirche (KKK) sehen sollte. Selbstgebackenes war der sichtbare Nachweis dafür, dass sie tüchtig war und Mann und Kinder verwöhnte.
Diese Zeiten sind vorbei und geblieben ist eher der Brauch, dass man gemeinsam Rezepte für Plätzchen und weihnachtliches Gebäck heraussucht, zubereitet und genießt oder auch einen Teller mit verschiedenen Sorten verschenkt.
Ich habe einige Rezepte, die meine Mutter gebacken hat, in guter Erinnerung und bin die letzten Jahre ab und zu mit ihr durch ihre Backbücher bzw. handgeschriebenen Aufzeichnungen und habe diese abfotografiert oder abgeschrieben.
Eins meiner liebsten Gutsle waren ihre Himbeerschnitten. Sie haben ein paar Ähnlichkeiten mit den dänischen Himbeerschnitten, sind aber doch ganz anders. ;-)